Aktuelles
04.04.02Flechtenuntersuchungen - ein Teil der Qualitätsüberwachung der Nidwaldner Luft
Einleitung
In Stans wird die Luftqualität seit längerem mit technischen Geräten kontinuierlich untersucht. Dabei werden die Luftschadstoffe Ozon, Stickstoffdioxid, Stickstoffmonoxid (als sog. Stickoxide bezeichnet) und der Feinstaub als PM-10 gemessen. Zur besseren Interpretation der Messwerte werden auch Meteodaten wie Regenmenge, Temperatur und Wind erhoben. Daneben wird die Stickstoffdioxidbelastung in verschiedenen Gemeinden mit Passivsammlern kontrolliert. Im Rahmen der Zusammenarbeit der Zentralschweizer Kantone wurde die Messstation Stans und die Passivsammler in das gemeinsame Messnetz der in-LUFT integriert. Die erhaltenen Messresultate können im Internet unter www.in-luft.ch abgerufen werden. Selbstverständlich kann auch unser Amt über Resultate oder Fragen zur Lufthygiene angefragt werden.
Flechtenuntersuchungen
Die oben erwähnten Messungen geben Auskunft über die Belastung der Luft mit einzelnen Schadstoffen. Zur Beurteilung der Luftqualität ist es aber sinnvoll, auch die unmittelbare Wirkung der Luftschadstoffe auf Lebewesen zu untersuchen. Hierzu eignen sich Flechten besonders gut. Baumbewohnende Flechten werden denn auch im Kanton Nidwalden zur Erfolgskontrolle der Massnahmen zur Luftreinhaltung eingesetzt.
Flechten beziehen ihre Nährstoffe aus der Luft. Sie sind empfindlich gegenüber Schadstoffen. Hohe Belastungen überleben sie nicht. Sie machen sichtbar, was wir höchstens riechen kön-nen. Diese Reaktion macht sich die Flechtenbioindikation zu Nutze: Durch Auszählen der baumbewohnenden Flechtenvegetation können Rückschlüsse auf die Luftqualität gezogen werden.
1989 wurde an den drei Standorten Stans, Buochs und Cheiseregg oberhalb Stans die Luftgüte mit der Flechtenmethode bestimmt.
Diese Erhebung wurde ab vergangenem Sommer wiederholt, mit dem Ziel, die aktuelle Luftqualität zu erfassen und die Entwicklung in den letzten 12 Jahren aufzuzeigen.
Bei der Flechtenmethode werden fünf Flechtenzonen entsprechend der Luftbelastung unterschieden. Aus der Beilage ist die Luftqualität der drei untersuchten Standorte vor 12 Jahren und heute ersichtlich.
Ergebnisse
In Stans und Buochs hat sich die Luftqualität kaum verändert. Beide Standorte sind im Grenzbereich einer starken bis kritischen Luftbelastung anzusiedeln.
An der Cheiseregg hat sich die Luftqualität eher verschlechtert. War die Luft an diesem Standort vor 12 Jahren „sehr gering“ belastet, so ist heute nur noch eine „geringe“ Belastung festzu-stellen. Diese Abnahme der Luftqualität wurde auch in verschiedenen anderen Regionen der Schweiz, z. B. in der Agglomeration Luzern, festgestellt.
Die technischen Messungen und Berechnungen zur Luftqualität weisen für die Stickoxide und Kohlenwasserstoffe einen Rückgang in den letzten Jahren aus. Dieser Rückgang ist der Erfolg der verschiedenen emissionsmindernden Massnahmen, welche im letzten Jahrzehnt ergriffen wurden.
Diese Reduktionen haben aber noch nicht zu einem besseren Flechtenbewuchs geführt.
Die Flechten weisen immer noch eine unverändert hohe und übermässige Belastung aus.
Dies kann folgende Gründe haben:
- Die Immissionen anderer Schadstoffe sind (immer noch) hoch und weisen Grenzwertüberschreitungen auf (insbesondere Ozon und Feinstaubbelastung, gemessen als PM10).
- In der Talebene zwischen Stans und Buochs (und bis hinauf zur Cheiseregg) sind häufig
- Inversionslagen mit Nebel und geringer Durchlüftung festzustellen. Diese wirken sich ungünstig auf die Luftqualität aus. Technische Luftmessungen, Berechnungen sowie die Flechtenindikation sind drei verschiedene Methoden zur Ermittlung der Luftbelastung, die nicht a priori vollständig übereinstimmen müssen. Flechten zeigen die Wirkung der Schadstoffgemische an. Die technischen Messungen beziehen sich immer auf Konzentrationen von Einzelschadstoffen.
Die Flechtenindikation zeigt, dass das Ziel der Luftreinhaltung noch nicht erreicht ist. Weitere Anstrengungen zur Senkung der Luftbelastung sind erforderlich, insbesondere in den Bereichen der Mobilität sowie bei technischen Verbesserungen der dieselbetriebenen Fahrzeuge und Maschinen, hauptsächlich auf Baustellen.
Im Rahmen der Zentralschweizer Zusammenarbeit wird gegenwärtig ein gemeinsamer Massnahmenplan erarbeitet, welcher die früheren, kantonalen Massnahmenpläne weitgehend ersetzt. Es wird erwartet, dass durch dieses gemeinsame Vorgehen die Ziele der Luftreinhaltung eher erreicht werden.
Amt für Umweltschutz Nidwalden
Dr. H.R. Leu